2010-08-16

Bio oder Bio?

Ganz vereinfacht gesagt, ist Bioanbau im ursprünglichen Sinne eine umweltschonende Landwirtschaft zu betreiben.  

Bio heute ist oftmals ein Label, mit dem Leute glauben, gesündere Produkte zu konsumieren.

Vielleicht erinnerst Du Dich, noch Ende der Siebziger in der Bäuerinnenschule gelernt zu haben, Deine Rosen regelmässig chemisch gegen Mehltau (Pilzerkrankung) zu behandeln - präventiv!

Wie das nur? Heute ist sowas im deutschsprachigen Raum kaum mehr denkbar.


Die Nachkriegsjahre mit den chemischen Wundermitteln lieferten hohe Ertragsersteigerungen im Gemüse- und Getreideanbau - die negativen Auswirkungen wurden erst mit der Zeit erkannt, in den Achtzigern loderte der Gedanke an die Umwelt auf. Zu  Beginn der Neunziger fingen auch die chemischen Grosskonzerne an, mit IP richtig Fuss zu fassen (IP = Intergrierter Produktion, zB. wilde Streifen zwischen den Monokulturen wachsen zu lasssen, Monitoring der Schädlinge und damit statt präventiv erst wenn nötig chemisch behandeln) - nicht zuletzt auch als Marketingantwort auf die neue Bio-Revolution.
Die Biolandwirtschaft soll nachhaltig sein, auf Böden bauen, die nicht mehr chemisch belastet sind, ihre Nutztiere mit biologisch angebautem Futter füttern usw. Der ursprüngliche Gedanke von Bioproduktion war ein Gedanke im Sinne der Natur - die Natur möglichst wenig zu belasten.

C-Waffen niederlegen (ausser Traditionelle wie Schwefel,Kupfer ...), B-Waffen an die Front - und wieder mehr mechanische Energie einbringen?

Bio heute ist oftmals ein Label, mit dem Leute glauben, gesündere Produkte zu konsumieren. Ob tatsächlich gesünder oder nicht, das ist pauschal gesehen eine reine Werbefrage - in Tat und Wahrheit wenig abgeklärt (von Kanton zu Kanton verschieden, würd da der brave Eidgenosse sagen ;) ).

Vielen ist der ursprüngliche Gedanken zu Bioproduktion nicht mehr bekannt. Woher auch? Wir haben uns im deutschsprachigen Raum schon längst von übertriebenem Einsatz von Herbiziden, Fungiziden und anderen Pestiziden verabschieded. Bio ist also nicht mehr die erste Antwort auf konventionelle Landwirtschaft, wir denken nicht mehr so radikal wie in den Jahren der Revolution in unserem Kopf (Anfang der Achziger).
Bio ist vorwiegend zum Label für das gewisse Lebensmittel der höheren Preislage geworden... muss also was zu bieten haben, zB. Gesundheit, ...

Gesundheit pur, Frische, zurück zur Natur, alles besser.... ja, das ist ein wunderschönes Traumbild und ich mag es jedem gönnen.


Ein paar Gedankenansätze an mich als Konsument der schönen Biobilder:
  • Bio meinen Kindern zuliebe.
    Warum hätte ich schlechtes Gewissen, wenn ich in meinem Garten Pestizide einsetzten würde... während daneben das klare Wasser im Kinderpool dank Umlaufpumpe und Herbizid (das Zeugs, das gegen das hässliche schwimmende Grünzeugs wirkt) glänzt?
  • Natur pur ist Gesundheit.
    Hängen an Bio-Bäumen nur einwandfreie Äpfel? Nein.
    Wo gehen dann all die Äpfel hin, die nicht perfekt aussehend im Bioregal auf mich warten?
  • Glücklichere Tiere.
    Ist ein armes Schwein, das jede Infektion auszuseuchen hat, glücklicher als jenes, das dank Antibiotika schon nach 3 Tagen wieder quitschefroh die Sau rauslässt?
    (
    Te Visurus Eram: "Bio-Mythos" )
  • Bio als Zeichen von Wohlstand.
    Warum bewege ich mich nach dem Verzehr meines Biomüeslis auf einem der Hauptabnehmer von Herbiziden (Golfrasen)?
  • Bioerdbeeren im Winter in Mittel-/Nordeuropa.
    Schliesslich schnüffle ich nur an BIOdiesel, um die Energiebilanz des Transportweges zu vergessen!

Nein, ich bin kein Biogegner im ursprünglichen Sinn. Ich bin lediglich ein Gegener von Bio-Werbebildern, die "Natur pur" ohne "Fressen und gefressen werden" als ewiges Leben anpreisen.

Um zurück auf den biologischen Boden der Tatsachen zu gelangen, schlage ich Dir Folgendes für nächsten Frühling vor:
Pflanz auf Deinem Balkon / Blumenkasten, -beet Deine Tomaten und grüne Bohnen. Die sind dubelisicher zu handhaben und Du brauchst dazu keine Kenntnisse, Dein gesunder Menschenverstand wird Dir alles beibringen.  Beobachte, was passiert, wie Du auf die unterschiedlichen Schädlinge reagierst und was Du ernten wirst.
Guten Appetit!
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Bio heisst in meinen Augen Verzicht auf Annehmlichkeiten - meiner Grossmutter (aus Biozeiten pur) hingen ja nicht die Trauben in den Mund!
Bio heisst Eigenverantwortung, vor der ich mich als Konsument nicht drücken will, nur weil ich kein Experte bin.
Gerade deshalb sind mir lokaler (damit ist kein Flug zur Bananenplantage gemeint!) und saisonaler Konsum im Sinne der Natur wichtiger als der Konsum von Biowaren, sehe ich doch lieber hin, was auf den Feldern vor der Stadt abgeht als in der Werbung des Bioanbieters.
... auch wenn ich der absolut grösste Fan eines bestimmten Werbefilms bin, in dem das Huhn vom Land in die Stadt rennt, um dort sein täglich Ei im Supermarkt abzuliefern :) ach jo, gucke nur noch fern, um den Streifen wiederzusehen!
Ich habe derzeit diesbezüglich nur ein grosses Verdaungsproblem: Immer wie mehr Raps wächst vor meiner Nase.... soll ich meinen Verbrennungsmotor (sprich meinen Magen) austauschen lassen?

1 Kommentar:

  1. Ja, die Werbung kenn ich! http://www.youtube.com/watch?v=Y0Caq4WYNZ8 , damit Du nicht mehr ständig auf Werbepausen wartest ;)

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