2010-08-19

Heilmittel: Tee oder Pille?

Anfangs der Woche hörte ich, dass Canabis / Hanf / THC in Deutschland als Medikament zugelassen wird. 
Ich dachte dabei an die alte Frau und die junge MS-Patientin, die sich ihren Hanftee brauen, dabei die Wirkzeit auf ihr momentanes Befinden einstellen.
Hanftee wird traditionell zur Schmerzlinderung, Appetitanregung und für den besseren Schlaf eingenommen. "Schön kommt die alte Weisheit zurück", dachte ich, "und die Pharmaindustrie wird das sicherlich nicht freuen".

Ein paar Tage später höre ich nun, dass THC mit Hilfe von E. coli Bakterien in der Pharma produziert werden könne. 
Da ist es dahin, mein Bild von der einfachen Handhabung eines natürlichen Wirkstoffes. 

Dabei denke ich auf den ersten Blick an Folgendes, was ich auch gleich mal werte: 

* Vorteile der THC Produktion im Bioreaktor:  

- Kontrollierte Produktion,
wird den Staat freuen, sind doch die Massnahmen zur geschützten Produktion einfach.
Dieser Vorteil kann allerdings auch mit Indoor Hanfanbau erreicht werden.

- Vorteil hohe Ausbeute im Bioreaktor
unter kontrollierten Bedingungen ist auch bei In-door Hanfpflanzen eine höhere Ausbeute pro Quadratmeter möglich.
- Vorteil der Pillenform bei THC-Studien ist wohl der Nachweis der genauen Dosis (zB. im Zusammenhang mit MS Erkrankungen).
Sind diese Studien nach der Zulassung des Medikamentes noch nötig?
- Vorteil der Pillenform statt des Tees: Geschmacksache,
denn Hanftee mag auch mit Honig nicht allen munden,
während eine Pille wohl nahezu geschmacksneutral aufgenommen werden kann.


* Nachteile der THC Produktion im Bioreaktor: 
- hoher Energie und Wasserverbrauch.
Während eine Hanfplantage anspruchslos an sonnigen, trockenen Hängen nahezu ohne natürlichen Feind gedeiht, ist die THC Produktion im Bioreaktor mit Folgendem verbunden:
   - hochreines Wasser muss zur Herstellung von Medikamenten verwendet werden. Hochreines Wasser zur Verfügung zu stellen braucht Energie (im Vergleich dazu genügt der Hanfplantage Regenwasser.)
   - Bioreaktoren brauchen auch viel mehr Energie zur Sterilisation und Reinigung. Hanfplantagen beziehen ihre Energie direkt aus Boden, Sonne usw. 

- Abfall:
Genveränderte Bakterien müssen entsprechend abgetötet werden, was wiederum Energie und zur gängigen Logistik noch die entsprechnde "Entsorgung" benötigt.
 - Formulierung und Abgabe:
Der Hanftee ist das Endprodukt der Hanfplantage und kann im Hausgebrauch mit etwas Butter (fettgelöster Wirkstoff) und Wasser gebraut werden, je nach Geschmack mit Honig oder anderem versüsst werden. Doch das THC aus der Bioreaktorproduktion muss erst aufgearbeitet, formuliert (als Pille) und verpackt werden. 

- Dosierug und Körperbewusstsein (damit meine ich jetzt nicht das Körperbewusstsein bei einer Überdosierung)  sehe ich beim Tee vorteilhafter, auch wenn die Pille eine genaue Dosis präsentiert.
Warum?
Ich glaube, der Mensch ist sich seiner Eigenverantwortung bewusster wenn er sich seinen Tee braut, statt eine Pille schluckt. 

Pille nach Plan schlucken ist wie Konsumverhalten bei anderen Fertigprodukten - ich überleg mir dabei wohl nicht viel, es geht schnell und weiter gehts im Alltagstrott. 
Sich einen Tee zu kochen, sich zu fragen, wie stark der THC-Gehalt dieser Hanfstaude wohl ist und wieviel der momentane körperliche Zustand überhaupt verlangt, schaft ein ganz anderes Bewusstsein für den eigenen Körper und die Einnahme des Wirkstoffes - weg vom Konsumverhalten hin zur Eigenverantwortung.

Während tausende von MS-Patienten schon längst ihr Hanf als Tee zu sich nehmen (illegal oder legal bei Studien sei mal dahin gestellt), wird dieses Naturprodukt in Zukunft anscheinend von Pillen aus der high-tech Produktion abgelöst. 
Ja, mein Lächeln seit der ersten Meldung dieser Woche ist dahin. Über mir schwebt nun eher ein Fragezeichen, wieso THC als Pille abgegeben werden sollte? Ausgerechnet in Mitteleuropa, wo Leute anfangen sich alte Indische Mittel für Arme zu sehr hohen Preisen zu kaufen und chinesische Medikamente zu importieren (egal wie Schwermetalbelastet), weil sie sich nach mehr "Natur" und "Gesamtheitlichkeit" sehnen. 
... ausgerechnet hier und jetzt soll ein traditionelles Naturheilmittel durch eine weitere high-tech Pille ersetzte werden, kaum das es zugelassen wird?
Ich find es schade.

  

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